Heiler, Heilerinnen und alternative Heilversuche

Viel Energie und Zeit habe ich dafür verbraucht, dass ich HeilerInnen aufgesucht habe oder alternative Behandlungen. Ich bin viele Kilometer gefahren und habe manchmal viel Geld ausgegeben. Ich war bei sicher über zwanzig solcher Heil-Menschen.
Wie kommt man an solche Leute?
Als MS-Kranke habe ich immer wieder Ratschläge bekommen, wo ich hingehen solle, welches Mittel ich versuchen solle. Diese Rezepte werden oft geradezu aufgedrängt, mit einem gewissen moralischen Druck verschrieben: Du musst das machen, wenn du das nicht machst, dann bist du selber schuld, dass du nicht gesund wirst und solltest von jetzt an auch nicht mehr darüber jammern. Hinter solchen Ratschlägen steckt natürlich Hilfsbereitschaft, oft aber noch viel mehr Hilflosigkeit angesichts einer unheilbaren Krankheit.
Kaum jemand hatte die Methode oder den Heiler selber ausprobiert. Man hat davon gehört, von anderen die davon gehört haben... Im besten Fall bekommt man einen Zeitungsartikel in die Hand gedrückt. Ich zähle die auf, woran ich mich erinnere:

  • Heimholungswerk, so hieß die Gemeinschaft Universelles Leben früher, ahmte die Urchristen nach und deren Heilungen.
  • Holländisches Zentrum der Corniljes in s'Heerenberg da war ich wohl zwei oder dreimal mit den Zivis Berndt und Ansgar, ein mit Bildzeitungs-Lesern überfüllter Großbetrieb mit angeschlossenem Gästehaus.
  • Ein Seminar beim damals berühmten Tom Johanson aus England
  • Ein philippinischer Heiler, der dann meine Bekannte (ebenfalls eine MS-Kranke) Ursel geheiratet hat.
  • Maria Nister bei Irdning während eines Urlaubs besucht (Kärtchen), auf Empfehlung irgendwelcher Einheimischer.
  • Dina Rees in einem ein Seminar, sie sah in uns Wiedergeburten eines glücklichen Ehepaars aus dem alten Griechenland.
  • Frau Christoph in Neckarbischofsheim.
  • Harald Weßbecher in Karlsruhe, bei ihm war ich oft.
  • Oft in den 1990er Jahren bei einem Landwirt in einem Dorf bei Achern 100 km von zu Hause.
  • Mehrmals bei Erik Fenn in Diez, auch über 150 km weg, er meinte, dass ich schon ein 800%iger Engel bin, weil meine geistige Entwicklung schon sehr weit gediehen sei.
  • Der letzte war Herr Bullinger in Herxheim, der auch durch das Telefon heilt.
  • Verschiedene alternative Methoden
  • Ein Seminar mit Einführung in die buddhistische Vipassana - Meditation in Österreich im leeren Hotel auf dem Hochrindl, vermittelt durch Waltraut Vierkorn, ebenfalls eine MS-Kranke, die später zum Katholizismus übertrat und im Kloster Wimpfen lebte. Dieses war ein sehr wichtige Erfahrung. Lange habe ich so meditiert, tue es in abgeänderter Form auch heute noch manchmal.
  • Feldenkrais: Ich habe bei dem über achtzigjährigen Mosche Feldenkrais 1981 ein Seminar in Freiburg mitgemacht und in der Mittagspause auch Einzelbehandlungen bekommen. Danach bin ich von zwei seiner Schülerinnen Mia Segal und Gaby Yaron behandelt worden. Ein Vierteljahr haben wegen Behandlungen von Gaby Yaron in Tel Aviv gelebt. Das hat mir sehr gut getan und viele Körperfunktionen zurückgebracht. Aber es war teuer und einfach nicht länger finanzierbar.
  • Eine besondere Akupunktur-Behandlung durch Prof. Broedersdorf in Ratingen, etwa fünfmal hingefahren, was schon sehr anstrengend war: hin und zurück am gleichen Tag (in den 90er Jahren)
  • Reis-Dinkel-Rindfleisch-Diät: Über ein Jahr habe ich danach gelebt: Die Annahme des Acherner Arztes war, dass MS vielleicht durch Allergien bei Nahrungsmitteln entsteht. Also musste man mit möglichst allergenfreien Nahrungsmitteln anfangen: Reis. Dann hat man jede Woche eine Sache dazunehmen können, um zu testen, ob man dagegen allergisch reagierte. Ein Jahr lang hielt ich mich daran. Trotzdem hat sich mein Zustand dann verschlechtert und ich habe dann das Ganze abgebrochen. Wenn es nichts nützt, dann wollte ich wenigstens wieder gut essen können.
  • Positive Selbstverbalisierung nach Simonton: Über Jahre habe ich selbstkonstruierte Übungen gemacht und mir vorgestellt gute Abwehrzellen würden meine „bösen“ fehlgesteuerten Abwehrzellen bekämpfen. Bänder habe ich mit solchen Vorstellungsprogrammen besprochen und immer wieder gehört.
  • Das war alles in einer Zeit, als ich noch geglaubt habe, ich könnte gesund werden. Da achtete ich auf die Möglichkeiten, die alternatives Heilen andeuteten oder gar versprachen.
    Matthew Manning
    Aquarell: Suffolk1 Ein Höhepunkt in dieser Heilerphase war für mich jedoch schon vorher 1985 die Fahrt nach England zu Mathew Manning und Peg Nunnally (Schülerin von Gerda Boyesen). Diese Reise konnte ich nur unternehmen, weil mein Ex-Zivi Erhard Söhner bereit war, mit mir die ganze Zeit zu verbringen.
    In Heidelberg hatte ich Peg Nunnally kennen gelernt und von ihr eine Boyesen - Massage bekommen, sie galt als eine führende Therapeutin dieser Methode. Sie hat mir geraten, nach England zu dem Heiler Matthew Manning zu gehen Der würde mich mit Energie aufladen und anschließend solle ich zu ihr kommen, damit sie die Energie zum Fließen bringen und verteilen könnte, an die Stellen, wo mein Körper sie braucht. Telefonisch habe ich mich bei Herrn Manning angemeldet und Termine ausgemacht und Quartiere gesucht in Suffolk und in London.
    Wir sind nach London geflogen, haben ein Auto gemietet und sind nach Bury St. Edwards gefahren, Das ist ein bildhübsches Städtchen in einer wunderschönen Landschaft. Wir haben in einer Art Pension bei Mavis Hanson gewohnt. Es gab auch zu Essen dort, einen Mittagstisch, mit verschiedenen Leuten, die wir dadurch kennen gelernt haben. Wir waren erst in einem kleine Raum, später als der frei wurde, sogar bequemer im „President's Room“ untergebracht. Es gab einen kleinen Garten, wo man im Freien gegessen hat. Es gab einen Hund, einen Foxterrier, der hatte Angst vor dem Gewitter, da musste man ihn hereinlassen. Leider hatten die Fenster keine Rollläden, die Zimmer wurden tagsüber furchtbar warm. Es war ein heißer Sommer. Im Garten saßen die Amseln mit ausgebreiteten Flügeln auf dem Boden wegen der Hitze.
    Etwa zehn Tage lang hatte ich eine oder eine halbe Stunde eine Sitzung. Matthew Manning war ein sehr sanfter, sympathischer noch junger Mann. Er stellte sich hinter mich und legte seine Hände auf meine Schultern und auf meinen Kopf. Dazu hat er Musik laufen lassen, von der Gruppe Vangelis vor allem. Das ging vielleicht eine halbe Stunde. Am Ende hat er seine Hände ausgeschüttelt. Dann haben wir kurz darüber gesprochen. Ich sagte, wie ich mich fühle, auch er hat noch etwas dazu gesagt. Ich hätte das niemand vorher geglaubt: Aber es hat sofort gekribbelt, sobald er mich angerührt hat, wie ein elektrischer Strom, aber es war angenehm. Auch er hat gesagt, dass er Prickeln in den Fingern spürt, was er wohl als gutes Zeichen ansah.
    Ich habe mir auch einige Kassetten gekauft von ihm: eine gegen Schlaflosigkeit und andere mit Meditiationsarten, einen Gang durch einen Garten, das Leben als Garten... Ich habe die Bänder später oft gehört und kann den Text heute noch fast auswendig.
    Jedenfalls habe ich mich in der Zeit sehr lebendig gefühlt, energiegeladen, sogar sexuell erregt, was ich Erhard ja nicht zeigen durfte. Ja ich konnte sogar wieder essen: Ich konnte einen Löffel wieder in die Hand nehmen wie in der Zeit vor der Armschiene. Ich konnte auf dem Bett sitzen, ohne mich anzulehnen. Das konnte ich vorher auch nicht mehr. Ich war habe mich gut gefühlt wie lange nicht mehr, ich habe viel gelacht. Verständlich, dass das eine intensive Zeit für mich war...
    Aquarell Suffolk2
    Außer diesen paar Terminen hatte ich ja frei, da haben wir die Landschaft erkundet und sind viel herumgefahren in der Umgebung. Begeistert war ich von den Parks und den riesigen solitären Bäumen. Wir haben andere Städtchen und sind bis nach Cambridge gekommen.
    Ich habe richtig Ferien gemacht.
    Anschließend sind wir noch für etwa eine Woche nach London gefahren zu dieser Boyesen-Therapeutin Peg Nunnally, ebenfalls eine Sitzung am Tag. Auch da hielt das Gefühl der Lebendigkeit weiter an. Die Praxis war im Akazienhaus (Akazia House), einem sehr schönen alten Haus mit Innenhof, darin waren mehrere solcher Projekte untergebracht.
    Nach der Rückkehr hielt mein Hochgefühl und der gute körperliche Zustand noch etwa zwei Wochen an, dann kehrt allmählich die vorherige „Normalität“ wieder zurück.
    In jener Zeit habe ich zunehmend probiert mit dem Mund zu malen. Meine ersten größeren Mundmalbilder sind englische Motive.